Kritische Controller

Arno Görgen; Eugen Pfister

Eugen und Arno verlieren die Kontrolle

Ein Gespräch über Forschung in der Pandemie, Control und den Wald als Sehnsuchtsort

01.08.2024 69 min

Zusammenfassung & Show Notes

1. **Klimakrise und Spartacour**: Eugen spricht über die Belastung durch die Klimakrise, während Arno seine Teilnahme am Neu-Ulmer Spartacour plant, ein Event, das die Klimakrise ignoriert.
2. **Hardwork - Projekt Post Mortem**: Im Rahmen des Podcasts machen Arno und Eugen ein "post mortem" ihres Projekts "Horror Game Politics", das sie über dreieinhalb Jahre an der Hochschule der Künste in Bern geleitet haben.
3. **Besprechung von Methodenschwierigkeiten**: Sie sprechen über die methodischen Herausforderungen ihres Projekts, insbesondere über die Diskrepanz zwischen eigenen Einschätzungen leistbarer Analysen und des Outcomes.
4. **Persönliche Herausforderungen und Schicksalsschläge**: Beide berichten über persönliche Herausforderungen, wie z.B. den Tod von Familienmitgliedern und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihr Projekt.
5. **Projektevaluation und Output**: Trotz der Schwierigkeiten betonen sie, dass sie eine beachtliche Menge an Arbeit geleistet haben und viele qualitativ hochwertige Analysen produziert haben.
6. **Softworks**: Eugen erzählt, wie er Control gespielt hat und was ihn dabei fasziniert hat, Arno erzählt von The Boy on the Bridge und Animal Well.
7. **Antragserotik**: Abschließend reflektieren sie die symbolische und kulturelle Bedeutung des Waldes sein in Spielen und in ihrer Biographie.

Genannte Spiele:
  • Alien Isolation
  • Animal Well
  • Bulb Boy
  • Control
  • Darkwood
  • Detention
  • Kingdom COme Deliverance
  • Red Dead Redemption II
  • Sagaland
  • The Darkest Dungeon
  • The Last of Us 
  • Vampyr
Genannte Filme:
  • The Girl With all the Gifts 
Genannte Literatur:
  • M. R. Carey, The Boy on the Bridge, 2017
  • Clara Fernández-Vara: Introduction to Game Analysis. Routledge 2024 (3. Auflage).
  • Arno Görgen, Bulbboy (Fallstudie 9)“ in:  Horror-Game-Politics, <http://hgp.hypotheses.org/482> 17.06.2019.
  • Corinna  Jenal:  "Das Ist Kein Wald, Ihr Pappnasen!" - Zur Sozialen Konstruktion Von Wald: Perspektiven Von Landschaftstheorie Und Landschaftspraxis. Springer 2019. 
  • Elizabeth Parker: The Forest and the EcoGothic: The Deep Dark Woods in the Popular Imagination. Palgrave 2021 
  • Eugen Pfister, Vampyr (Fallstudie 0)“ in:  Horror-Game-Politics, <http://hgp.hypotheses.org/470> 28.05.2019.  

Transkript

Arno
00:00:32
Arno: Hi Eugen!
Eugen
00:00:35
Eugen: Hallo, Arno.
Arno
00:00:37
Arno: Wie geht's dir?
Eugen
00:00:39
Eugen: Ach Gott, die Frage. Da komme ich unvorbereitet. Eugen: Mir geht es gut. Mir geht es sehr gut. Eugen: Die Klimakrise macht mich ein bisschen fertig. Eugen: Wettertechnisch. Aber man passt sich an! Eugen: Und du? Wie geht es dir?
Arno
00:00:51
Arno: Also, Klimakrise finde ich gut. Arno: Ich war. Gestern habe ich zugeschaut beim Neu-Ulmer Spartacour und das war eigentlich Arno: ganz lustig, weil es war irgendwie ein völliges Ignorieren der Klimakrise, weil man Arno: da wirklich durch jeden Matsch läuft, durch die Kanäle hüpft und irgendwie teilweise auch Arno: keine Ahnung durch irgendwelche Schaumbäder hüpft. Arno: Und ähm, das ist so ein völliges Ignorieren des Klimas oder des Wetters. Arno: Besser gesagt, man darf ja Wetter und Klima nicht durcheinander bringen. Arno: Da habe ich mir fast überlegt, das mache ich vielleicht nächstes Jahr auch. Arno: Das heißt aber, dass ich von null Kilometern Laufleistung auf acht Kilometer kommen muss Arno: in einem Jahr. Du läufst da auch wirklich? Arno: Ja, mach das!
Eugen
00:01:40
Eugen: Ja. Ich weiß nicht, ob ich. Eugen: Ich bin ja dann 47, 47! Eugen: ich weiß nicht, ob das a) gesund ist und b) meine Knie vielleicht spontan explodieren Eugen: nach dem ersten Schritt. Eugen: Du musst dich gut dehnen. Eugen: Vorher und nachher.
Arno
00:01:56
Arno: Ja, Du bist ja schon ein ziemlich guter Läufer, habe ich gehört.
Eugen
00:01:59
Eugen: Ich weiß nicht, ob ich gut bin. Ich laufe viel. Eugen: Einfach. Und da ich auch an einem Berg wohne, auch immer den Berg rauf und runter. Eugen: Das mache ich gerne.
Arno
00:02:11
Arno: Mit gut laufen. Arno: Da sind wir eigentlich auch schon ein bisschen beim Thema. Arno: Worüber wollten wir heute sprechen? Arno: Zuerst mal, Wir haben ja unsere coolen Kategorien, Hardwork Softwork und Arno: Antragserotik und In Hardwork, das ist das, wo wir über konkrete Arbeit sprechen. Arno: Worüber wollten wir da sprechen?
Eugen
00:02:31
Eugen: Da wollten wir nicht nur, da werden wir auch über unsere vorangehendes Projekt reden. Eugen: Horror Game Politics, das wir auch schon an der Hochschule der Künste in Bern geleitet Eugen: haben, über dreieinhalb Jahre. Eugen: Und da wollen wir ein post mortem machen, also ein bisschen Revue passieren lassen. Eugen: Was ist gut gelaufen, aber Aber auch mit Fokus auf was ist nicht so gut gelaufen? Eugen: Und hier auch in der Hoffnung, dass das ein bisschen sinnvoll ist, das weiterzugeben, Eugen: weil viele Sachen, die bei uns nicht so gut gelaufen sind, sind auch deshalb nicht so gut Eugen: gelaufen, weil wir einfach keine Ahnung hatten, Weil es gab einfach keine Eugen: Erfahrungswerte davor, auf die wir uns hätten beziehen können. Eugen: Aber ich werde jetzt auch nicht zu viel verraten. Eugen: Da werfen wir uns dann nachher ins Getümmel, wenn wir in dem Themenblock sind.
Arno
00:03:18
Arno: Und unser zweiter Block wäre dann Softworks. Arno: Da sprechen wir darüber, was wir gerade so lesen, spielen, was auch immer. Arno: Genau.
Eugen
00:03:27
Eugen: Also die zukünftigen Steinbrüche für Forschungsideen, Forschungsprojekte, aus Eugen: denen sich dann ganz logisch der dritte Teil unseres Podcasts ergibt.
Arno
00:03:38
Arno: Was definitiv mein Lieblingsteil ist.
Eugen
00:03:40
Eugen: Sag es noch einmal.
Arno
00:03:42
Arno: Du hast ja auch eine bessere Mikro Verbindung jetzt, Jetzt kannst du es auch so lasziv ins Arno: Mikro hauchen.
Eugen
00:03:49
Eugen: Boah, das ist jetzt der Druck zu hoch. Eugen: Ich glaube, das nächste Mal mache ich es spontan. Eugen: Dann versuchen wir es dann einfach über die nächsten 60 70 Podcastfolgen können. Eugen: Entweder wir gleichen uns einander an oder wir finden eine ganz andere Form der Erotik.
Arno
00:04:03
Arno: Solange wir nicht einen ganzen Podcast machen, wo wir uns gegenseitig an säuseln.
Eugen
00:04:09
Eugen: Ja, da geht es jedenfalls um ein sehr erotisches Thema. Eugen: Den Wald. Also sehr erotisch, vor allem für den Deutschen, die Deutsche und alle Länder Eugen: rundherum, wie sich ein bisschen herausstellen wird, nämlich dass der Topos Eugen: oder der Mythos des Waldes in der Populärkultur oder Kultur im weiteren Sinne.
Arno
00:04:26
Arno: Ich bin echt gespannt, weil ich bin da. Arno: Also ich habe mich ein bisschen vorbereitet, aber ich habe keine Ahnung, was da passiert. Arno: So genau. Arno: Hardwork. War unser Projekt Horror-Game-Politics harte Arbeit?
Eugen
00:04:58
Eugen: Ja, Das war es wirklich. Eugen: Das war eine harte Arbeit. Eugen: Das war auch eine eine sehr befriedigende Arbeit. Eugen: Also es ist mittlerweile so, dass ich auch sehr gerne darauf zurückblicke. Eugen: Ich muss aber sagen, das kommt auch mit dem, dem mit der fortschreitenden Karriere, dass Eugen: ich nicht mehr ganz so selbstkritisch bin. Eugen: Also früher, nach meiner Diss, hatte ich dann lange Selbstzweifel, ob das irgendeinen Eugen: Sinn macht. Das habe ich bei dem Projekt nicht. Eugen: Es gab schon so ein paar Momente, die mich unrund gemacht haben, wie unter anderem, dass Eugen: wir noch immer an der Monographie arbeiten. Eugen: Aber da vieles davon ist auch einfach strukturell bedingt. Eugen: Und darüber dachte ich, reden wir jetzt so ein bisschen. Eugen: Also wie finden wir einen guten Einstieg? Eugen: Also wir können jetzt nicht über das ganze Projekt reden. Eugen: Es waren dreieinhalb Jahre, es waren viele Abenteuer dabei, es waren Blut, Schweiß und Eugen: Tränen involviert. Eugen: Es war mitten in der Corona-Pandemie. Eugen: Darüber werden wir reden. Eugen: Wir hatten zwei, absurderweise synchron, beide, wie sagt man da, einen tragischen Tod Eugen: in der Familie oder ein tragischer Tod war es ja nicht einmal, auf jeden Fall einen Eugen: Todesfall in der Familie, der uns auch dann noch mal herumgerissen hat. Eugen: Also unser beider Väter sind in diesen Jahren gestorben nach Krankheit, nach Monaten Eugen: oder teilweise Jahren der Krankheit. Eugen: Und ich dachte, wir reden so ein bisschen darüber, wie man unter solchen Umständen noch Eugen: arbeitet und wie es weitergeht und man nicht einfach nur in Selbstzweifeln zerfließt.
Arno
00:06:36
Arno: Fangen wir vielleicht mal am Anfang an Ich war ja nicht dabei, als du den Antrag Arno: geschrieben hast.
Eugen
00:06:42
Eugen: Soll ich über den Antrag reden?
Arno
00:06:44
Arno: Ja, weil ich es einfach nicht weiß, war das ein runder Prozess?
Eugen
00:06:47
Eugen: Um Himmels willen, Wir haben nie drüber geredet. Eugen: Das war ein ganz, ganz flüssiger, runder Prozess. Eugen: Das ging so schnell wie du. Eugen: Der hat sich. Er hat sich nicht von selbst geschrieben. Eugen: Das wollte ich jetzt kurz sagen, aber es war ein sehr flüssiger Prozess ohne, ohne Eugen: irgendwelche Rückschläge. Eugen: Also es war ich mache es trotzdem recht kurz, weil ich eigentlich über den Rest mehr Eugen: reden will. Es basierte wie so oft auf einer persönlichen Faszination von mir. Eugen: Das war eine Zeit, wo ich einfach sehr viele Horrorspiele gespielt hatte und dann auch Eugen: schon angefangen hatte in meinem Blog, den ich ja eingerichtet habe, um mich zum Eugen: regelmäßigen Arbeiten zu motivieren. Eugen: So wie wir jetzt den Podcast auch haben, ähm diese Spiele erstmals analysiert habe. Eugen: Das war also ich glaube Alien Isolation, was war dann noch dabei? Eugen: Eventuell The Last of US glaube ich, weil ich das davor schon gespielt habe und dann Eugen: hat mir. Eigentlich würde sich das sehr gut für ein Forschungsprojekt anbieten und zwar Eugen: für das, was ich mache eine Ideengeschichte, nämlich nach Ideologie und politischen Ideen Eugen: zu suchen, Weil Horror immer voll ist von Politik. Eugen: Der ist ein bisschen, der gibt einen Freiraum, über politische Themen zu reden. Eugen: Das schon. Eugen: Das war eigentlich quasi schon immer so, weil auch weit entfernt ist von der Realität Eugen: und dadurch öfters erlaubt, über Sachen zu reden, die sonst in realistischen Genres Eugen: nicht so möglich wären. Eugen: Also ganz kurz zusammengefasst Also das hat auch gut funktioniert. Eugen: Der Antrag, glaube ich, hat auch überzeugend ausgesehen. Eugen: Ich wurde dann eigentlich geheadhunted von der von der HKB, ob ich den Antrag nicht für Eugen: sie einreichen wollte, nachdem wir schon zusammengearbeitet hatten. Eugen: Und dann habe ich das gemacht. Eugen: Habe so wie bei all meinen Anträgen nicht daran geglaubt, dass er finanziert bewilligt Eugen: wird und er wurde dann bewilligt. Eugen: Es gab dann noch einen Prozess, wo ich dann auch noch vortragen musste, in Bern sehr Eugen: eingeschüchtert war, weil ich von der Riege der grössten Professoren und Professorinnen Eugen: im Audimax des SNF vorgetragen habe, mit einem riesigen Counter neben mir. Eugen: Aber das ist alles gut gegangen. Eugen: Und dann habe ich dich dazu geholt und ich bin noch immer sehr dankbar, dass du da Eugen: gleich mitgemacht hast, weil das Ganze die ganze Idee ist ja aus meinem Kopf heraus Eugen: entsprungen. Also es ist gar nicht so einfach, das dann zu übernehmen, aber ich Eugen: finde, die Zusammenarbeit hat er sehr, sehr gut funktioniert. Eugen: Auch wenn du immer sagst, du bist kein Ideenhistoriker, sondern Kulturhistoriker. Eugen: Aber so weit sind wir dann doch nicht voneinander entfernt.
Arno
00:09:10
Arno: Ich habe immer das Problem, dass ich gar nicht so richtig weiß, was ich bin.
Eugen
00:09:15
Eugen: Also das wissen wir alle nicht, aber wir reden nicht darüber.
Arno
00:09:18
Arno: Ich sage vielleicht nur Kulturhistoriker, weil das auf dem Papier steht. Arno: Aber eigentlich machen wir, glaube ich, schon sehr, sehr ähnliches Zeug.
Eugen
00:09:28
Eugen: Genau. Also das war. Eugen: Aber das stimmt, da können wir eigentlich auch gleich zu ein paar Problemen oder Eugen: Herausforderungen kommen. Eugen: Denn als ich den Antrag geschrieben hatte, habe ich mich zwar natürlich ordentlich Eugen: eingelesen und habe alles aufgesaugt, was er so einen Game Studies das zu lesen gab. Eugen: Das war auch am Anfang einfacher, weil da gab es weniger. Eugen: Da hat man einen sehr guten Überblick über alles gehabt und Theorie gab es da auch schon Eugen: einiges Und ähm, aber so die Frage, wie geht man das jetzt praktisch an? Eugen: Also was ich glaube auch sehr überzeugend war, war die Theorie dahinter, die Ideen, das Eugen: auch in der Populärkultur auch in Spielen kommuniziert wird Politik, dass hier auch Eugen: Menschen sozialisiert werden, das war ein bisschen unhinterfragt. Eugen: Aber die Frage ist wie, Wie hält man das jetzt fest? Eugen: Und auch hier ist konnte man gut argumentieren mit der Diskursanalyse und dann Eugen: auch das hast du mir nur verboten, noch mal drüber zu reden, weil wir so viel drüber Eugen: geredet haben. Also unsere angewandte Methode, die HGP Methode, wo wir die Eugen: dreigeteilt ist und dann verschiedenen Analysevektoren folgt aber die Frage wie? Eugen: Wie sieht das jetzt konkret ganz am Anfang aus? Eugen: Ist etwas, was ich bis heute wirklich nur im Ausnahmefall, auch in der Literatur gefunden Eugen: habe. Also das ist dieses, wo sie mit anfängt, wie ich spiele das Spiel, wie mache Eugen: ich das jetzt? Also was, was mache ich da daneben? Eugen: Dann kommt hin und wieder der Hinweis Ja, man muss alles aufnehmen, Das haben wir nicht Eugen: gemacht. Also einfach mitfilmen von Anfang bis zum Ende. Eugen: Das ist ja auch noch keine Methode. Eugen: Da hat man dann nachher nur die Möglichkeit, Teile des Erlebnisses noch einmal Eugen: nachzuerleben. Aber die Frage ist Wie geht man wirklich an das Spiel heran? Eugen: Wie macht man das so, dass man eigentlich selbst eine Primärquelle, nämlich die eigene Eugen: Spielerfahrung produziert? Eugen: Wie macht man das auch möglichst objektiv? Eugen: Zugleich sind dann auch so Herausforderungen, wenn man es möglichst Eugen: objektiv macht, also wirklich versucht, sich so aus seinen eigenen Körper rauszuklettern Eugen: und sich selbst zu beobachten, dann geht ja das Ganze, die ganze emotionale Ebene auch Eugen: verloren. Das heißt, es ist eigentlich wichtig, diese emotionale Ebene, gerade beim Eugen: Spielen, also ich sage jetzt gerade beim Spielen, aber eigentlich ist das finde ich Eugen: bei jeder Art von von Mediengenuss, Medienkonsum ganz ganz wichtig. Eugen: Muss man diese emotionale Ebene mitdenken, also die Momente gerade auch beim Horror, Eugen: also wo es eindeutig ist, ist halt Angst, Furcht, Panik, das darauf lässt man sich ja Eugen: auch ein. Aber es gibt ja auch die Momente, wo man einfach frustriert ist von einem Eugen: Spiel, wo man wirklich, wirklich genervt ist von dem Spiel, weil etwas nicht gut Eugen: funktioniert. Oder In meinem Fall bin ich auch sehr oft von Stories genervt. Eugen: Wirklich, wenn ich sie einfach sehr blöd finde. Eugen: Auch das sind Momente, die man eigentlich irgendwie festhalten muss, um sie dann Eugen: nachher kritisch beleuchten zu können. Eugen: So, jetzt habe ich mich aber ein bisschen verrannt. Eugen: Also ich würde dich jetzt einmal bitten, da kurz einzuspringen und dann kann ich ja Eugen: fortsetzen. Die Gedanken.
Arno
00:12:12
Arno: Glaube ich, war damals schon so ein bisschen skeptisch in unserem ersten Treffen, wenn ich Arno: mich richtig erinnere, also in Bern, weil wie viele Spiele waren es noch mal jetzt?
Eugen
00:12:20
Eugen: Ach Gott, das habe ich vergessen. Eugen: Darauf würdest du hinaus. Noch einmal den Finger auf die Wunde drücken? Eugen: Na ja.
Arno
00:12:26
Arno: Das ist ja das, worum es heute geht.
Eugen
00:12:27
Eugen: Du hast ja recht. Du hast ja vollkommen recht. Eugen: Also, ähm. Eugen: Ich tendiere. Eugen: Man muss dazu sagen, ich tendiere dazu, überhaupt ein bisschen zu überschätzen, wie Eugen: viel ich in meiner Zeit machen kann. Eugen: Das war damals noch etwas gravierender, als es heute ist. Eugen: Also ich dachte mir in einen 3-jährigen Projekt zu zweit und dann runtergebrochen die Eugen: Spiele. Und ich glaube, am Anfang war es eine ganz absurde Zahl, so 100 Spiele, weil Eugen: ich wollte wirklich eine große Quantität auch hingehen, damit man, weil ich doch eine Eugen: heimliche Liebe zur quantitativen Auswertung habe, dachte mir, das würde dann noch mehr Eugen: hergeben. Aber da habe ich einfach völlig falsch eingeschätzt, wie sehr wir in die Eugen: Tiefe gehen bei einzelnen Spielen. Eugen: Ich habe auch völlig unterschätzt, wie lange einzelne Spiele überhaupt brauchen, um sie Eugen: fertig zu spielen. Obwohl ich. Eugen: Also es ist ja nicht so, dass ich nicht davor schon 30 Jahre intensiv Computerspiele Eugen: gespielt hatte. Ich dachte nur, es ginge. Eugen: Also ich weiß gar nicht mehr so, was ich mir genau gedacht habe. Eugen: Ich habe es ausgerechnet. Und ich glaube, es wäre sich nur ausgegangen, wenn man einfach Eugen: sonst gar nichts anderes gemacht hätte. Eugen: Also keine Literatur lesen, keine Rückschläge, keine Fehler machen, auch nicht Eugen: wirklich darüber schreiben, sondern nur analysieren. Eugen: Das ist sich halt beim besten Willen nicht ausgegangen. Eugen: Du hast zum Glück von Anfang an gesagt es macht überhaupt keinen Sinn. Eugen: Machen wir 50 in drei Jahren. Eugen: Tatsächlich ist es dann die Hälfte davon geworden. Eugen: Ich glaube, wir haben 23 Spiele analysiert in dreieinhalb Jahren. Eugen: Was jetzt aber muss ich sagen, auch mit den ganzen Lockdowns in Corona und Todesfall in Eugen: der Familie eigentlich ziemlich, ziemlich beeindruckend ist, muss ich sagen. Eugen: Weil jetzt wir haben dann auch wirklich genau versucht zu. Eugen: Verzeihung, ich gehe ein bisschen zurück. Eugen: Das Problem war, es hat niemand darüber geschrieben. Eugen: Wie lange braucht das eigentlich? Eugen: Also selbst in sehr praktischen Handbüchern wird das von der Clara Fernandez Vara, das Eugen: ich sehr liebe, das sehr gut ist, weil es wirklich konkret ist und sie nie davon Eugen: ausgeht, dass man Sachen einfach so weiß. Eugen: Aber selbst da steht nicht so wirklich drin, wie lange braucht es eigentlich Und das haben Eugen: wir dann einfach halt learning by doing gemerkt. Eugen: Das Spielen eines Spiels dauert schon mal mindestens zwei Wochen. Eugen: Und dann die ganze Analyse und auch die Recherchen. Eugen: Also wenn es um die Produktion geht, den Hintergrund der Produktion ist auch Eugen: aufwändiger als wir dachten, weil der braucht eigentlich auch schon alleine zwei Eugen: Wochen. Dann noch mal die Rezensionen und die Rezeption zu analysieren. Eugen: Auch noch eine Woche und die Analyse auch. Eugen: Also wir sind insgesamt bei, ich glaube jetzt einen Monat bis eineinhalb Monaten pro Eugen: Spiel. Das ist, das ist realistisch, wenn man es so intensiv macht wie wir. Eugen: Also die andere Möglichkeit wäre gewesen halt wie teilweise auch bei Spielerezensionen Eugen: Wir fangen an und beschränken uns halt wirklich auf fünf Stunden für jedes Spiel, Eugen: gehen nicht mehrere Wege, versuchen nicht mehrere Sachen rauszufinden, sondern schauen Eugen: uns den Anfang an und machen basierend darauf eine quantitative Auswertung.
Arno
00:15:20
Arno: Waren denn die Analysen, die du vorher gemacht hast, Hattest du da weniger Zeit Arno: gebraucht?
Eugen
00:15:26
Eugen: Das ist eine ausgezeichnete Frage. Eugen: Die habe ich mich nämlich heute vor unserem Treffen auch gefragt. Eugen: Das Problem war ich habe das total unreflektiert gemacht. Eugen: Ich habe nie festgehalten, wie lange das gedauert hat. Eugen: Und es war aber auch so Vor dem Projekt waren war alles, was ich zu Spieleanalysen Eugen: gemacht habe oder halt zu geschichtswissenschaftliche Analyse von Eugen: Spielen, immer quasi unbezahlte Nebenarbeit von mir. Eugen: Das war also ich habe da vorher schon publiziert zu dem Thema zum Glück, weil ich Eugen: glaube, sonst hätten hätte ich den Antrag auch nicht durchbekommen. Eugen: Aber das waren halt immer Sachen, die habe ich an nicht an den Wochenenden gemacht, aber Eugen: halt an der Randzeit in meiner Freizeit. Eugen: Also gespielt habe ich immer in meiner Freizeit und das halt nicht damit Eugen: eingerechnet. Und dadurch habe ich aber auch gar nicht darauf geachtet, wie lang das Eugen: dauert. Ja.
Arno
00:16:13
Arno: Ich glaube auch ein Problem war damals, dass wir beide den die Idee hatten, dass jede Arno: Analyse vielleicht so maximal 5 bis 8 Seiten hat oder so.
Eugen
00:16:28
Eugen: Ja, es wäre noch immer gut.
Arno
00:16:31
Arno: Ja, Ich bin aber im Endeffekt deutlich glücklicher mit den langen Analysen. Arno: Also wir haben dann eigentlich kaum eine gehabt, die weniger als zehn Seiten gehabt Arno: hat. Ganz am Anfang waren sie noch relativ kurz, aber sie wurden immer länger. Arno: Auch. Auch je mehr wir gelernt haben, diese Methode umzusetzen und je mehr wir auch über Arno: die Spiele dann jeweils rausgefunden haben und man auch ein Gefühl hatte, was packt man Arno: jetzt da rein und was nicht. Arno: Und ich weiß noch, dass ich bei meiner ersten Analyse Das war Bulb Boy, glaube ich, Arno: und da hab ich mich echt wahnsinnig schwer getan, weil das ja auch so ein kleiner Indie Arno: Titel ist und da war kaum was darüber rauszufinden, über die Produktion und Arno: entsprechend. Das Spiel hatte auch eine letztlich sehr, sehr kurze Story, die auf nur Arno: wenige Elemente zusammenzufassen ist usw und das war recht kurz, aber irgendwie auch ein Arno: bisschen frustrierend, weil ich wollte da mehr reinpacken und vielleicht habe ich es Arno: dann im Nachgang immer auch deswegen so ein bisschen übertrieben, weil ich da unbedingt Arno: mehr drin haben wollte.
Eugen
00:17:43
Eugen: Da haben wir dann kompensiert, das ist das glaube ich, uns beiden passiert, ja. Eugen: Also der Grund ist was man auch, also man kann schon einfach mal beobachten, es war am Eugen: Anfang recht kurz. Eugen: Ich glaube auch meine erste die Analyse 0 zu Vampyr, dass ich eigentlich nicht mehr Eugen: dachte, 50 sind nicht genug. Eugen: Ich mache jetzt das Spiel, dass es nicht in unserer Liste um das, um unsere Methode Eugen: auszuprobieren. Dann haben wir es dazu aufgenommen. Eugen: Ähm. Ja, das war auch noch nicht ganz so strukturiert. Eugen: Ähm, also da merkt man wirklich, am Ende sind sie da sehr viel flüssiger geworden. Eugen: Zum einen besser strukturiert und dadurch kann man, finde ich, die Analyse auch besser Eugen: nachvollziehen. Was man auch dazu sagen muss Ich glaube, eine Besonderheit unseres Eugen: Projektes ist, dass. Eugen: Es ist zwar schon thematisch ein ein gutes Sample, nämlich Horrorspiele, aber zugleich Eugen: ist es auch super heterogen, weil wir ein Sample über zehn Jahre nehmen. Eugen: Also fangen wir damit an Was wollten wir denn herausfinden? Eugen: Der erhoffte Erkenntnisgewinn war nicht, eine konkrete Frage zu verifizieren oder zu Eugen: falsifizieren, sondern eine erste Stichprobe zu machen und zu schauen gibt es überhaupt. Eugen: Also mal, weil einfach gar nichts vorher da war? Eugen: Gibt es da wirklich politische Inhalte? Eugen: Gibt es in jedem Spiel welche? Eugen: Und dazu wollten wir auch ein sehr heterogenes Sample haben, also von Eugen: cineastischen narrativen Spielen wie Until Dawn halt bis zu sehr eher auf die Eugen: Spielmechanik fokussierten Spielen wie Darkest Dungeon oder halt auch Limbo. Eugen: War das ein bisschen alles drinnen? Eugen: Es waren Indies drin, das war Triple A drinnen. Eugen: Wir haben auch geschaut, dass es ziemlich geografisch verteilt ist, also nicht nur USA Eugen: und Japan, sondern auch recht viel Europa dabei. Eugen: Mit Auslegern in Asien, auch Afrika und Südamerika hatten wir überhaupt nicht Eugen: drinnen. Aber schon das hat gereicht, um ein extrem heterogenes Sample zu haben. Eugen: Und das hat allerdings auch den Analyseaufwand sehr erhöht, weil da konnte Eugen: man nicht sagen, so, einmal machen wir was zu Indie und dann war es das, sondern da Eugen: hatten wir plötzlich wieder ein Triple gegeben. Eugen: Dann hatten wir eins in Polen, wo wir die ganzen historischen Hintergrund in Polen Eugen: hatte, das super interessant ist also mit dem Fall der Mauer und der der Entwicklung Eugen: der Computerspielindustrie dort. Eugen: Und dann hatte ich plötzlich Taiwan mit Detention und dann dazwischen aber Finnland Eugen: und UK und dann doch Japan. Eugen: Und dann war es auch, wie man da auch ein bisschen sieht, so dass die Themen so weit Eugen: voneinander weg waren und wir aber für eine gute Analyse uns doch einarbeiten mussten. Eugen: Also ich habe jetzt schon Taiwan gesagt in die Tradition, dass ich übrigens sehr Eugen: empfehlen kann, geht es um die den White Terror, also die Zeit der Diktatur in Taiwan. Eugen: Davon hatte ich quasi keine Ahnung. Eugen: Das heißt, ich musste mich erst einmal darin einarbeiten Und das, das hat das Ganze sicher Eugen: auch noch sehr zeitaufwendiger gemacht.
Arno
00:20:29
Arno: Hat es aber auch gleichzeitig sehr befriedigend gemacht, finde ich. Arno: Also absolut. Man hat ja sehr oft Themen gehabt, die einem total fern waren. Arno: Oder auch sag mal, ästhetische Versatzstücke, wie man plötzlich so ein so Arno: ein ähm südamerikanischen Maya-Horrorästhetik in so einem Spiel Arno: gefunden hat. Und dann musste man auch irgendwie sich dazu Gedanken machen. Arno: Und das fand ich unheimlich befriedigend. Arno: Einfach da diese thematische Offenheit zu haben und nicht quasi nur auf düstere Arno: Verliese in Osteuropa oder so mich konzentrieren zu müssen, sondern wirklich Arno: open minded zu bleiben.
Eugen
00:21:13
Eugen: Ja, absolut. Das war, das ist eine. Eugen: Das war eine große, große Freude, dieses auch ein bisschen die Detektivarbeit, gerade Eugen: bei den kleineren Studios, da noch etwas zu finden und da also was war es, bei dem komme Eugen: ich jetzt drauf auf den Namen wieder. Eugen: Ich rede mal weiter. Also ein polnisches Indie Game zum Beispiel. Eugen: Auch da gab es quasi nichts. Eugen: Und dann habe ich doch noch versteckt in irgendwelchen polnischen Online Journals oder Eugen: Tageszeitungen Sachen gefunden, die ich dann mit Google Translate oder Deepl übersetzt Eugen: habe, um tatsächlich. Eugen: Also es war dann immer das Suchen im Heuhaufen. Eugen: Da waren so 2-3 interessante Informationen, aber das war tatsächlich extrem befriedigend, Eugen: oder Wenn man die Leute dann irgendwie gefunden hat, war das sehr cool.
Arno
00:21:59
Arno: War das Darkwood?
Eugen
00:22:02
Eugen: Genau. Danke. Danke. Eugen: Das war's. Da gab es, glaube ich, sogar einen Was war das? Eugen: Ich glaube, ein Ask Me Anything gefunden durch Zufall. Eugen: Irgendwo. Und das war dann sehr.
Arno
00:22:12
Arno: Ja, diese AMAs, die sind immer großartig, wenn man die findet.
Eugen
00:22:17
Eugen: Ja, Oder wenn man Glück hat bei Post mortems. Eugen: Das sind halt auch eher Indie Games, die offene Postmoms machen. Eugen: Also auch so zu The Darkest Dungeon, die dann wirklich darauf eingehen, was ist gut Eugen: gegangen, was es nicht gut gegangen. Eugen: Bei Triple A haben wir halt auch immer dieses Problem, dass es eine geschlossene Eugen: Blackbox ist, voller Non Disclosure Agreements.
Arno
00:22:38
Arno: Wobei auch selbst post mortem in dem Fall auch sehr hilfreich sind. Arno: Oder auch Dokumentationen, weil die einfach ja viel Insight geben.
Eugen
00:22:53
Eugen: Nächstes Thema persönliche Herausforderungen. Eugen: Also was ich sehr, sehr, sehr, sehr herausfordernd fand. Eugen: Und nicht nur ich allein, sondern vermutlich alle in dieser Zeit war die Pandemie und die Eugen: Lockdowns. Dadurch, dass unser Projekt über drei Länder verteilt war, hatten wir ja auch Eugen: unterschiedliche Lockdown Politiken. Eugen: Ich glaube Österreich war da am härtesten. Eugen: Also ein Lockdown hat bei uns dazu geführt, dass ich beide Buben zu Hause hatte, also wir Eugen: alle zu Hause waren und mit den Kindern zu Hause waren arbeiten nicht mehr zu denken. Eugen: Also da konnte man Mails beantworten, man konnte Rechnungen zahlen, man konnte so Eugen: administrative, Administratives machen, aber ein Spiel analysieren ging gar nicht mehr. Eugen: Und selbst Texte schreiben ging eigentlich nur noch, wenn man mitten in der Nacht Eugen: gearbeitet hat. Also wenn ich mit einer Nacht gearbeitet habe. Eugen: Das hat dazu geführt, dass ich extrem frustriert war, weil in Wirklichkeit, was ich Eugen: dann nachher gelernt habe, was klug gewesen wäre, wäre zu sagen während jeden Lockdown Eugen: So, jetzt geht gar nichts mehr und dann findet man eventuell doch irgendwann Zeit. Eugen: Aber so war ich die ganze Zeit gequält, habe versucht, irgendwo Zeit zu finden, habe mich Eugen: zugleich aber auch als schlechter Vater gefühlt, weil ich wollte dann eigentlich doch Eugen: mehr für die Kinder da sein, für die das auch furchtbar herausfordernd war. Eugen: Also Distance Learning ist die Hölle gewesen. Eugen: Am Anfang auch. Niemand wusste, wie das geht.
Arno
00:24:10
Arno: Ich bin mir auch nicht sicher, ob das am Ende jemand wusste.
Eugen
00:24:13
Eugen: Am Ende glaube ich, war es auch allen ein bisschen egal, dann hat es besser Eugen: funktioniert. Am Anfang waren halt alle, ich glaube, alle standen unter dem Druck oder Eugen: hatten die Angst, dass nur sie es nicht gut machen und alle anderen es gut machen. Eugen: Also dass man, äh, ich glaube, dass das kollektive Impostorsyndrom oder war zumindest Eugen: sehr, sehr verbreitet. Eugen: Und das hatte ich auch da. Eugen: Ich meine, da kam halt erschwerend hinzu, dass teilweise in Bern wieder gearbeitet Eugen: wurde, aber in Wien, wo ich mit meiner Familie halt in der Wohnung war oder bei dir Eugen: in Ulm nicht gearbeitet wurde, wo dann auch unterschiedliche Erwartungen waren. Eugen: Ich meine, die Erwartungen waren gar nicht so arg, weil im Gespräch mit unseren Eugen: Vorgesetzten war dann Eigentlich finde ich immer alles sehr leicht lösbar, aber bis Eugen: dahin hatte ich ein quasi durchgehend schlechtes Gewissen und habe verzweifelt Eugen: versucht, irgendwo die Zeit zum Arbeiten zu finden. Eugen: Wie war das bei dir?
Arno
00:25:03
Arno: Ach, ich habe das gar nicht so krass so empfunden, aber versucht mich gerade so ein Arno: bisschen zu erinnern. Arno: Es ist schon unheimlich lange her. Arno: Also man vergisst ja schnell. Arno: Und ähm, also grundsätzlich diese Umstellung auf dieses digitale Arbeiten, die war ja Arno: eigentlich gar nicht vorhanden. Arno: Ich hatte ja vorher schon viele Jahre im Homeoffice gearbeitet und das war ja auch bei Arno: unserem Projekt an sich so angelegt, dass wir eben nur alle 4 bis 6 Wochen dann mal Arno: nach Bern fahren und uns dann da vor Ort besprechen. Arno: Das war für mich jetzt nicht so der riesige Verlust, weil eben Zoom und so, also das, das Arno: ging dann schon für mich irgendwie. Arno: Und dieses Private, ich meine, okay, das war halt schon krass, weil man sich, sagen wir Arno: mal, nicht richtig fokussieren konnte. Arno: Also da musste man dann zu den Kindern rennen, weil da irgendwas nicht funktioniert Arno: hat. Aber das hat überraschend gut hier von Anfang an funktioniert. Arno: Also gut, heißt es gab natürlich schon diese Geburtsschmerzen und die Kinder hatten auch Arno: nicht wirklich Lust auf dieses Bildschirmarbeiten oder so, also solche Arno: Geschichten. Aber sie haben es dann trotzdem selber durchgezogen. Arno: Vor allem, was ich auch bis heute echt super finde. Arno: Also wie sie das ganz überwiegend autonom selbst geschafft haben. Arno: Und ich war ja auch nicht allein hier, muss man auch sagen, also meine Frau ist ja auch Arno: da und hat auch sehr, sehr viel gemacht und deswegen war es für mich glaube ich nicht so Arno: die Extremsituation. Arno: Ich meine, du hattest ja auch deine.
Eugen
00:26:51
Eugen: Ja, wir waren auch zu viert zu Hause. Eugen: Es war vielleicht ein bisschen anders, weil der Kleine halt noch sehr klein damals war.
Arno
00:26:58
Arno: Und du hast ja auch pflegebedürftige Eltern und Großeltern. Arno: Das war, da hatte ich immer von außen immer den Eindruck, dass das eben als Arno: Zusatzbelastung dann noch mal ein wahnsinniger Unterschied von dir zu mir ist. Arno: Also ich wohne ja wirklich weit weg von meinen Eltern oder mittlerweile nur von Arno: meiner Mutter und das ist einfach eine komplett andere Situation. Arno: Auch dass ich Geschwister habe, die sich da wirklich super um- die immer für meine Eltern Arno: da sind und man auch da im Kopf sich nicht ganz so Sorgen machen muss oder so. Arno: Ich glaube, das ist eine ganz andere Grundsituation.
Eugen
00:27:36
Eugen: Ich glaub das ist eh der Punkt. Eugen: Das ist, auch wenn ich es mir im Nachhinein anschaue, was ich in der Zeit produziert Eugen: habe, ist das ja dann eigentlich das sind ja auch einige Fallstudien entstanden in dieser Eugen: Zeit, trotz allem. Eugen: Trotzdem war dominant das Gefühl, irgendwie nicht genug zu tun. Eugen: Ich glaube, das war das Problem. Eugen: Das hat einfach alles sehr viel mühsamer gemacht, weil wir waren da für die Kinder, Eugen: wir haben es mit ihnen gemacht, das hatte niemand Problem. Eugen: Also es sind keine gravierenden Probleme entstanden, aber ich glaube, wir sind ein Eugen: bisschen, haben uns zerrieben an den noch höheren Ansprüchen, die wir an uns selbst Eugen: hatten. Und tatsächlich, jetzt habe ich gelernt wenn man die Ansprüche am Anfang da Eugen: vor allem in Ausnahmesituationen einfach ganz runter setzt, dann kriegt man auch viel Eugen: besser mit, was man alles trotzdem produziert oder erreicht in dieser Zeit. Eugen: Dieses dieses Feedback ist mir ein bisschen da abgegangen und ja, also ich meine, ein Eugen: nächster Punkt, der da auch war in dieser Projektzeit, ist der Tod meines Vaters, der Eugen: schon vorher. Sieben Jahre, auf jeden Fall alzheimerkrank war. Eugen: Und mit dem Ich oder mit dem wir in einem gemeinsamen Haus gewohnt haben. Eugen: Auch aus diesem Grund der ist dessen Gesundheitszustand ist halt auch mitten in Eugen: einem Lockdown und sehr viel schlechter geworden, so dass wir ihn haben einliefern Eugen: lassen müssen. Normalerweise. Eugen: Also er hat jetzt nicht allein gewohnt mit Pflege, sondern es war auch er hat mit meiner Eugen: Mutter zusammen gewohnt. Das heißt, da war ich nicht so aktiv involviert wie bei meiner Eugen: auch alzheimerkranken Großmutter, wo ich alleine mich um alles sorge. Eugen: Aber es war trotzdem auch eine zusätzliche Herausforderung und das sind dann einfach Eugen: solche Tage bzw Wochen, wo gar nichts mehr geht. Eugen: Und was klug wäre ist, sobald man merkt, dass eine Krisensituation zu sagen So, jetzt Eugen: versuche ich gar nicht erst daneben noch zu arbeiten, sondern ich kümmere mich um das Eugen: eine große Problem. Und dann, glaube ich, findet man vielleicht heraus, dass daneben Eugen: dann durchaus noch Zeit bleibt, um andere Sachen zu machen.
Arno
00:29:25
Arno: Ja, ja, ja, sehe ich eigentlich auch so, also man macht es natürlich wahrscheinlich niemals Arno: so, aber es wäre eigentlich der der schlauste Weg. Arno: Ja.
Eugen
00:29:36
Eugen: Also ich habe es dann gemerkt, als dann mein Vater nach knapp einem Jahr in Krankenhäusern Eugen: gestorben ist und die Vorbereitung für die Beerdigung war, um die ich mich gekümmert Eugen: habe, da habe ich dann irgendwie gewusst, dass ich da jetzt nichts anderes mache Eugen: daneben oder versuche da noch, ich weiß nicht, was alles in den Alltag reinzubringen, Eugen: sondern mich darauf konzentriere. Eugen: Und da war dann halt eine viel größere Ruhe. Eugen: In mir auch. Eugen: Und und da ist diese Unzufriedenheit nicht gekommen. Eugen: Also das Problem, glaube ich, war vielmehr die Unzufriedenheit mit mir selbst, die Eugen: wahrscheinlich keine realistische Einschätzung war, sondern etwas rein Eugen: Subjektives.
Arno
00:30:19
Arno: Ja, ich überlege gerade. Arno: Also bei mir, das war ja ging ja alles eher ratzfatz. Arno: Ich glaube, im Februar hatte mein Vater seine Krebsdiagnose und im August ist er dann Arno: gestorben. Die Zeit selber, die habe ich jetzt nicht mal so als so Arno: kompliziert wegen der Arbeit im Kopf, weil eben zusätzlich auch Corona war und viele Arno: andere Sachen nebenbei im Kopf hatte. Arno: Also natürlich, es war total belastend und schrecklich, aber es hat jetzt glaube ich Arno: nicht nicht die Arbeit an sich so beeinflusst. Arno: Ich habe den Eindruck, das war eher hinterher, weil ich dann doch von der Trauer Arno: und der Trauerarbeit ziemlich überrollt wurde und ich damit auch in dem Maß Arno: vielleicht nicht so gerechnet hatte. Arno: Und ja, ich weiß auch nicht, ob das bis heute schon richtig verarbeitet ist und und Arno: so, aber ähm, das war doch in den ersten Monaten ziemlich krass und ich konnte mich da Arno: doch einige Monate lang nicht wirklich konzentrieren. Arno: So richtig zumindest. Arno: Also es ging natürlich schon, aber das war so ja wie in so einem Tunnel, wo man versucht Arno: irgendwie rauszukommen und sieht dann das Ende, das Licht am Ende des Tunnels. Arno: Irgendwann.
Eugen
00:31:44
Eugen: Ich glaube die Aufarbeitung die oder das emotionale verarbeiten besser als Eugen: Aufarbeitung. Das hört ja hoffentlich gar nicht auf, dass das geht. Eugen: Also ich merke es auch. Bei mir ist gerade wieder eine Phase, wo ich mich sehr viel mehr Eugen: damit auseinandersetze. Eugen: Ich versuche jetzt trotzdem ein bisschen aufs Projekt zurückzukommen, weil halt also Eugen: die praktischen Herausforderungen waren. Eugen: Ich glaube, es ist in Zukunft würde ich bei solchen Situationen, die die Arbeit am Eugen: Projekt eher zurückstellen. Eugen: Und ich glaube, davon würde aber auch die die Forschungsarbeit profitieren in Eugen: Wirklichkeit, weil diese Frustration hat mich wahrscheinlich noch mehr gelähmt oder Eugen: auch irgendwie zurückgehalten, als es sonst einfach der praktische Zeitverlust gewesen Eugen: wäre. Abgesehen davon, dass es ja total lächerlich ist, davon Zeitverlust zu reden, Eugen: weil es gibt einfach Sachen, die sind wichtiger. Eugen: Das ist die Familie, die einfach der immer Vorrang hat. Eugen: Was ich auch weiß und lebe, aber mein Team mir immer sehr wichtig ist. Eugen: Aber gerade bei mir selbst ist, mir dann vielleicht doch nicht immer erlaubt habe und Eugen: das hoffe ich ja geht besser in Zukunft.
Arno
00:32:44
Arno: Also ich hatte ja den Eindruck, wir waren ja dann wirklich auch spät und haben im Arno: Zeitplan. Hingen so ein bisschen hinterher, dass der SNF vielleicht auch durch Corona da Arno: relativ entgegenkommend war. Arno: Finde ich zumindest.
Eugen
00:32:58
Eugen: Ja, also es war ja auch unproblematisch, dann einfach um. Eugen: Es war nicht ganz eineinhalb, doch ein halbes Jahr konnten wir einfach so Eugen: verlängern. Ähm. Eugen: Und vor allem der ganze Druck, was wir zu liefern hatten, das war ja pur von uns selbst Eugen: gestellt. Also das war, da gab es nicht irgendein Komitee, das dann abgeglichen hat, Eugen: was im Antrag steht und was wir jetzt wirklich geliefert haben. Eugen: Und das war dieses Gefühl, einfach nicht den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Eugen: Und in Wirklichkeit dann nachher hatte ich dann kurz das Gefühl, es ist irgendwie alles, Eugen: es war zu wenig. Eugen: Und dann haben wir uns aber mal angeschaut, unsere Fallstudien und wie viel Text wir Eugen: produziert haben. Und das sind ja über 400 Seiten Text, die wir jetzt mit diesen 23 Eugen: Fallstudien geschrieben haben. Eugen: Also Text, das ist ja auch nicht Lorem ipsum, sondern das ist eine tiefgehende Eugen: Analyse zu jedem Spiel, jedes Mal. Eugen: Und das ist eigentlich, wenn man so ein bisschen Abstand nimmt, extrem beeindruckend, Eugen: was wir da geliefert haben.
Arno
00:33:55
Arno: Das ist tatsächlich nur der Text. Arno: Also das ist nur der Text. Arno: Wurde also nur der Text, der nur in der in der Monografie drinsteht.
Eugen
00:34:03
Eugen: Und was da noch nicht drinnen ist, ist die ganze Vorarbeit, die Literaturrecherche, die Eugen: Methoden ausarbeiten auch und die anwenden und ausprobieren. Eugen: Das ist auch eine, finde ich schon eine sehr, sehr große Leistung, die wir da Eugen: gemeinsam erbracht haben.
Arno
00:34:18
Arno: Was nicht drinsteht ist Öffentlichkeitsarbeit sind auch die Artikel, die wir sonst Arno: geschrieben haben oder Arbeit, die wir sonst geleistet haben. Arno: Die, die natürlich nicht in die Monografie einfließt, die aber auch Teil des Projektes Arno: waren.
Eugen
00:34:31
Eugen: Sicher, und das ist aber wird aber auch so als Output gewertet vom SNF. Eugen: Nur wir haben das glaube ich erst erst später kapiert, dass die vier Papers, die wir Eugen: jeweils pro Jahr geschrieben haben, im Schnitt glaube ich, und plus dann noch zwei, Eugen: drei Interviews im Jahr, die wir geführt haben. Eugen: Und was da auch noch immer nicht drin sind, sind die Vorträge, die wir gehalten haben. Eugen: Was noch mal 4 bis 5 pro Jahr waren pro Person.
Arno
00:34:52
Arno: Du bist. Ich glaube, du bist aber auch ein bisschen wahnsinniger als ich. Arno: Also, ich bin da. Ich mache glaube ich, auch relativ viel, aber doch versuche deutlich Arno: weniger zu machen. Ich habe das eine Zeit lang auch mal in dieser in diesem Maß gemacht Arno: und auch das ist einfach nicht gesund, dass man einfach zu allem das geht jetzt nicht an Arno: deine Richtung, sondern in meine natürlich.
Eugen
00:35:15
Eugen: Alles in meine Richtung. Eugen: Ich sage immer Ja und ich sollte. Eugen: Das ist nicht richtig einfach.
Arno
00:35:19
Arno: Mal Ja sagen.
Eugen
00:35:20
Eugen: Ja, das ist.
Arno
00:35:21
Arno: So gern man es will, aber es geht einfach manchmal nicht.
Eugen
00:35:24
Eugen: Aber das, finde ich, wäre ja auch ein sehr gutes Thema, dass das Nein sagen. Eugen: Aber das würde ich dann auf ein andermal verschieben, weil wir sind aus unserem. Eugen: Wir haben den Zeitrahmen wieder gesprengt. Eugen: Aber ich und ich würde jetzt doch gerne noch auf Softworks und die.
Arno
00:35:35
Arno: Ja, wir haben die Kontrolle verloren.
Eugen
00:35:37
Eugen: Wir haben die Kontrolle verloren. Eugen: Wir nehmen sie jetzt wieder durch. Eugen: Einen Moment der Selbstkritik.
Arno
00:35:44
Arno: Ja, und das war auch ein Spitz. Arno: Ein Spitzen Überleitung.
Eugen
00:35:48
Eugen: Ja, gell?
Arno
00:35:52
Arno: Warum haben wir die Kontrolle dann wieder gewonnen?
Eugen
00:35:56
Eugen: Das ist die profunde Ausbildung, die wir genossen haben und die viele Erfahrungen, die Eugen: wir gesammelt haben, unter anderem mit Projekten leiten.
Arno
00:36:04
Arno: Das meine ich doch gar nicht. Arno: Ich meine, was hast du gespielt? Arno: Ah.
Eugen
00:36:09
Eugen: Herrje. Ähm. Eugen: Ach Gott, Das kann ich wirklich sehr, sehr lange auf der Leitung. Eugen: Ich habe Control gespielt. Eugen: Danke sehr. Dabei hat er so wild gezwinkert, der Arno.
Arno
00:36:25
Arno: Ich war so stolz auf mich!
Eugen
00:36:26
Eugen: Also, du kannst das rausschneiden. Eugen: Und wir versuchen es noch mal.
Arno
00:36:31
Arno: Nein ich lass das genauso drin.
Eugen
00:36:31
Eugen: Ja, eben. Eugen: Wir wollen ja alles nachvollziehbar machen. Eugen: Ich habe jetzt Control gespielt. Eugen: Zum Zweiten Mal. Ich habe es vor, ich glaube vor fünf Jahren einmal angefangen, war sehr Eugen: begeistert am Anfang und hatte dann aber einen Boss irgendwann den ich glaube, den Eugen: Salvatore Salvatore oder Salvador, an dem ich nicht weitergekommen bin, war frustriert. Eugen: Und dann, glaube ich, gab es andere Momente als zu viel Arbeit oder so und dann habe ich Eugen: nicht weiter gemacht und dann hat es lange gebraucht, wieder rein zu kommen. Eugen: Und jetzt habe ich nochmal angefangen, anfangs mit meinem älteren Sohn gemeinsam, Eugen: weil ich ihm einfach die die Architektur zeigen wollte. Eugen: Die hatte ich noch so schön in Erinnerung und bin jetzt aber so reingekippt, dass ich Eugen: es glaube ich in zwei Wochen fertig gespielt habe und habe es irrsinnig geliebt. Eugen: Also es ist, ähm. Eugen: Was mich am Anfang gewonnen hat, war die Architektur von dem Gebäude. Eugen: Also, es ist, ähm. Es findet im Federal Bureau of Control in den USA statt. Eugen: Ich glaube, in New York ist es situiert. Eugen: Und das ist eine riesige Betonmonolith. Eugen: Also da erkennt man schon die Anklänge zum Brutalismus und die Innenarchitektur ist aber Eugen: das wirklich Aufregende. Eugen: Es ist eine. Ähm, also da merkt man, da ist sehr, sehr viel Recherche, Nachforschung in Eugen: brutalistischer Architektur gesteckt worden, weil es wunderschön umgesetzt ist. Eugen: Und zwar jetzt nicht so wie in vielen, nicht so wie in vielen Science Fiction oder Eugen: alternative Realität spielen wie Wolfenstein oder Prey usw, wo es immer darum geht, dass Eugen: die Architektur halt extrem beeindruckend ist, dominant, sondern sie ist auch Eugen: nachvollziehbar, praktisch immer. Eugen: Also es gibt der der berühmte Toilettentest. Eugen: Es ist immer in Gehdistanz eine Toilette erreichbar, es gibt Cafeterias, es ist ja, Eugen: also es ist Manchmal denke ich mir schon im Research in der Research Abteilung ist halt Eugen: dieser beeindruckende Innenhof, der macht jetzt nicht so viel Sinn. Eugen: Also der wäre einfach, da gäbe es praktische Zugänge dazu und die Labors sind teilweise Eugen: dann doch nicht so gut miteinander verbunden. Eugen: Aber im Großen und Ganzen ist es sehr, sehr einleuchtend. Eugen: Ähm, und das ist einfach wunderwunderschön. Eugen: Also die, die die Umsetzung der Architektur. Eugen: Da merkt man, dass da eine große Freude dahinter war und dass das ziemlich zentral Eugen: war. Und das war so der erste Moment, den ich geliebt habe. Eugen: Dann gibt es die ganze Story, die eine Art, äh, eine Meta Meta Verschwörungstheorie also, Eugen: die verbindet quasi alle Verschwörungstheorien von Werwölfen über Eugen: alles, was verbindet Twin Peaks und Akte XY. Eugen: Und ich weiß nicht, was mit diesen, mit dieser sehr abstrakten, bizarren, Eugen: alternativen Welt, zu der ein Kontakt besteht, also einer alternativen Dimension. Eugen: Und was ich da sehr liebe ist, dass sie nicht den Fehler machen, zu viel zu erklären. Eugen: Also es wird immer enger, Es wird sehr viel angedeutet. Eugen: Es wird auch sehr oft in den unzähligen Texten und Radioaufnahmen und Magnetbändern Eugen: und Filmaufnahmen erfährt man immer ein bisschen etwas, genug, um sich irgendwie Eugen: einzufühlen in die Welt. Eugen: Aber da wird dann auch immer eigentlich. Eugen: Da findet schon diese reflexive Ebene auch schon statt, weil da steht, wir wissen auch Eugen: nicht genau, wie das funktioniert. Eugen: Also wir wissen, wie es abläuft, aber die Gründe und so, das müssen wir alles erst Eugen: erforschen. Und das finde ich ein sehr eleganter Weg, auch das einzubauen dann. Eugen: Dann hat es diese wundervollen Charaktere. Eugen: Also ich bin sehr, sehr verliebt in den Leiter der Forschung, der von dem man immer Eugen: kurze Filmaufnahmen sieht auf so Leinwänden, die die allein schon finde ich, es wert sind, Eugen: angeschaut zu werden, die dann auch teilweise immer absurder werden. Eugen: Bis zu einem Musikvideo am Ende, das ich einfach für enorm. Eugen: Liebe Dynamite Genau also das. Eugen: Das hat mich wirklich einfach mitgetragen bis zum Ende und meine meine Motivation, das Eugen: Spiel zu Ende durchzuspielen, ganz, ganz hoch gehalten. Eugen: Und ich hatte eine große Freude jeden Moment. Eugen: Es ist auch so Manchmal kommt die Kritik bei einem Spiel, dass die Ästhetik toll ist und Eugen: die Hintergrundgeschichte und die Charaktere und die Dialoge, aber die Spielmechanik ein Eugen: bisschen repetitiv ist. Eugen: Das trifft auch hier zu. Eugen: Also es ist dann doch ein Shooter, der wo man aber übersinnliche Kräfte hat. Eugen: Aber ich muss sagen, die funktionieren auch sehr gut. Eugen: Also es fühlt sich alles sehr organisch an, wenn ich dann kurz levitaten kann und dann Eugen: vor allem irrsinnig befriedigend ist Telekinese. Eugen: Also es ist ein bisschen auch ein Jedi -Spiel, finde ich. Eugen: Also man kann alles was Jedis können, nur ist es cooler als bei Jedis finde ich. Eugen: Also weil es halt diese Federal Bureau 50er Jahre Charme hat noch dazu. Eugen: Das hat mir sehr sehr gut gefallen und ich habe jetzt gar nicht so das Spiel gespielt, Eugen: um es danach zu analysieren. Eugen: Aber es gäbe natürlich ganz, ganz viel her, weil es kommt sehr viel Halt. Eugen: Die Vorstellung von von Bürokratie kommt irrsinnig vor. Eugen: Bürokratie, Beamte. Eugen: Aber auch da das Zusammenspiel aus Sicherheit und Forschung es kommt auch mehr Eugen: Science vor. Wird auch immer wieder thematisiert. Eugen: Die Mad Scientists, die aber nie zu überzeichnet sind, um unrealistisch zu sein. Eugen: Also man kann bei allen nachvollziehen, weil einfach der Hintergrund der Charaktere auch Eugen: so schön ausgebaut ist. Eugen: Auch bei der Doktor Underhill, die den Mond, also den Schimmelbefall analysiert. Eugen: Und ja, ich glaube jetzt habe ich eigentlich eh genug geredet dazu. Eugen: Also es würde sehr, sehr viel hergeben. Eugen: Wenn man davon ausgeht und noch etwas sich anschauen will.
Arno
00:41:54
Arno: Hat es auch ein bisschen was Kafkaeskes?
Eugen
00:41:56
Eugen: Natürlich, Entschuldigung. Eugen: Absolut, absolut. Eugen: Es ist also ganz oft nicht nur in der Hintergrundgeschichte, sondern man selbst hat Eugen: auch so kafkaeske Erlebnisse, weil halt diese, die Agency einem ganz abgenommen wird. Eugen: Man weiß nicht, was da jetzt passiert, was dafür für Mächte am Werken sind. Eugen: Das durchschaut auch wirklich niemand dort. Eugen: Trotzdem sind da sehr mächtige Kräfte im Spiel. Eugen: Die ganze Zeit deren hin und her werfen. Eugen: Es gibt halt auch diese Überbürokratisierung. Eugen: Also man findet extrem viel Dokumente, die ich auch im Gegensatz zu fast allen sonstigen Eugen: Spielen wirklich alle gelesen habe, weil ich sie so genossen habe. Eugen: Und das sind dann teilweise aber auch nur Einkaufslisten oder Listen von Geräten, die Eugen: gefährlich sind oder Hintergrundberichte von Einsätzen usw.
Arno
00:42:41
Arno: Ja, cool. Ich habe es ja nur angefangen vor vielen Jahren und ich weiß nicht, damals hat Arno: es mich an irgendeinen Punkt so ein bisschen verloren gehabt. Arno: Ich weiß zwar nicht mehr genau, warum das schon zu lange her und ich. Arno: Vielleicht sollte ich es nochmal installieren.
Eugen
00:42:59
Eugen: Also ich kann es empfehlen. Es dauert jetzt auch nicht zu lange, finde ich. Eugen: Und es ging mir ja genauso beim letzten Mal. Eugen: Ja, aber jetzt frage ich dich, Was hast du zuletzt gespielt?
Arno
00:43:08
Arno: Ja, gespielt. Da komme ich gleich noch drauf. Arno: Ich habe. Bin aber auch gerade am Lesen. Arno: Das wollte ich nämlich erst erzählen, weil beim Spielen gibt es auch wieder eine coole Arno: Überleitung. Mal schauen, ob du die dann verstehst.
Eugen
00:43:21
Eugen: Tue mein Bestes.
Arno
00:43:23
Arno: Was ich gelesen habe. Arno: Ich weiß ja von dir, Du hast. Arno: Du bist zum Beispiel auch ein Fan von The Girl With all the Gifts von den Filmen. Arno: Ich kannte vorher den Roman und bin da auch ein großer Fan von und habe jetzt angefangen Arno: zu lesen. Ich bin noch nicht fertig. Arno: Von M.R. Carey The Boy on the Bridge und das ist eine Art Prequel. Arno: Erzähl mir mehr. Das ist das wirklich ganz spannend, weil man da eben zeitlich noch vor Arno: den Ereignissen von The Girl with all the Gifts liegt. Arno: Und da gibt es dann den eben den Boy on the Bridge, das ist der Stephen Greaves. Arno: Heißt, er ist ein relativ junger, ich glaube 15 oder 16 oder so, alter Junge, der glaube Arno: ich so auf dem auf dem Spektrum ist, wie man sagt, also so autistische Züge hat, aber auch Arno: gleichzeitig total genial ist und wirklich extrem intelligent. Arno: Er zieht mit einer Gruppe aus Wissenschaftlern, Wissenschaftlern und Arno: Militär durch Großbritannien Richtung Schottland. Arno: Kurz Also es ist, glaube ich, relativ kurz, wenige Jahre nach Ausbruch dieser Epidemie, Arno: dass ja auch eine Pilzepidemie, die die Menschen eben in sogenannte Hungries Arno: verwandelt, also was normalerweise als Zombies bezeichnet wird, bezeichnet würde. Arno: Und ich kann relativ wenig erzählen, außer dass eben auch für dann The girl with all the Arno: gifts dann schon bestimmte Voraussetzungen gelegt werden, dass das von der vom Arno: Worldbuilding her dann funktioniert usw. Arno: Also Stephen Greaves spielt dabei eben eine relativ große Rolle. Arno: Und was mich da wirklich fasziniert, wie auch schon bei dem ersten Roman ist diese wie Arno: sagt man Psychogramme der einzelnen Personen, die da mitspielen. Arno: Also es ist alles wie so eine Art Kammerspiel, weil diese Militärs und Arno: Wissenschaftler in so einem kleinen, abgeschotteten Space leben. Arno: Das ist glaube ich, ein eine Art, wenn ich das richtig verstanden habe, so eine Art Arno: riesiger Panzer, in dem sie da durch die Gegend fahren, in dem dann Labore, ähm, Arno: Schlafräume, Maschinenraum usw sind Und die müssen eben in diesem Raum leben. Arno: Und der der M.R. Arno: Carey, der macht das wahnsinnig gut. Arno: Eben mit so einem merkwürdigen sachlichen Ton, den er aber gleichzeitig auch immer so Arno: eine gewisse Melancholie innewohnt, diese Leute zu beschreiben und ihre Motivationen, Arno: was gerade passiert, wie sie die Welt wahrnehmen und so, das ist unheimlich Arno: fesselnd. Also ich kann das wirklich nur empfehlen, wenn man denn auf Postapokalypse, Arno: Zombiestories und diesen ganzen Kram steht.
Eugen
00:46:15
Eugen: Wer tut denn das nicht? Eugen: Aber das ist doch ein schöner, verbindender Moment. Eugen: Die Charaktere, die man auch irgendwie nachvollziehen kann. Eugen: Das hat man nämlich auch bei The Girl With All the Gifts so gut gefallen, dass es halt Eugen: mal eine Zombiegeschichte war, wo ich nicht das Gefühl habe, dass die einfach nur vom Eugen: Menschenhass getragen wurde, sondern da war 111 Liebe für Menschen da, die so so weit Eugen: geht, dass man eben auch bei Zombies noch das Menschliche sucht. Eugen: Was ich eigentlich recht naheliegend finde, dass man da nicht einfach denkt Ach, das ist Eugen: jetzt der Moment, da ist die Krankheit so weit, da können wir es total entmenschlichen Eugen: und sie kommen dann einfach in einen Hochofen, was sonst in ganz, ganz vielen Eugen: Zombieerzählungen geläufig ist, Was ich. Eugen: Also ich glaube, da müsste man noch ein bisschen weiter und tiefer gehen in der Eugen: Analyse. Aber ja, also das ist ich. Eugen: Ich finde ja gerade diese Ambivalenz schön, wenn alles eigentlich furchtbar ist und Eugen: schrecklich. Aber es wird irgendwie getragen von von einer gewissen Liebe oder Bewunderung Eugen: für Halt. Die Menschlichkeit, die.
Arno
00:47:15
Arno: Ja, die. Die Vermenschlichung des entmenschlichten Zombies wäre auch ein gutes Arno: Antragsthema.
Eugen
00:47:22
Eugen: Eigentlich ja. Also ich finde ja, das ist wirklich so das, was mich am meisten wurmt Eugen: bei vielen unüberlegten Zombieerzählungen, mit welcher Leichtigkeit diese Eugen: Entmenschlichung stattfindet und dann nicht hinterfragt wird. Eugen: Also wir haben ja schon öfter drüber geredet, dieses der eigene Sohn, die eigene Eugen: Frau wird infiziert und dann ist ein ganz wichtiger Topos in diesen Erzählungen. Eugen: Ach das. Eugen: Es ist jetzt natürlich tragisch. Eugen: Also niemand macht das leichthin, Aber die müssen umgebracht werden, weil sie auch, weil Eugen: es auch für sie besser ist. Eugen: Und da, also da denke ich mir dann, da schrillen alle Alarmsirenen oder oder noch Eugen: schlimmer wenn wenn man dann einmal begegnet, irgendwo in den in den Eugen: Redneck-Staaten meistens jemand, der das eben nicht konnte. Eugen: Der konnte sich nicht von seiner Familie trennen, sondern hat sie dann in Ketten Eugen: gelegt und im Keller aufgehoben. Eugen: Gott bewahre, weil das. Eugen: Das geht ja dann immer nach hinten los und dann werden alle infiziert, weil er eben Eugen: diesen Fehler gemacht hat. Eugen: Nicht rechtzeitig zu trennen zwischen Zombie und Mensch. Eugen: Ja, sorry, aber jetzt habe ich da abgelenkt. Eugen: Habe ich dann deine Überleitung schon verpasst?
Arno
00:48:29
Arno: Nein, die kommt noch.
Eugen
00:48:31
Eugen: Ich bin bereit.
Arno
00:48:32
Arno: Hast alles gut gemacht. Arno: Ähm, nee, überleiten wollte ich mit Animal Well, das spiele ich gerade. Arno: Habe bzw habe es auch erst angefangen. Arno: Also bin auch da nicht nicht furchtbar weit. Arno: Das ist so ein äh ja, man würde sagen MetroidVania. Arno: In so einem Sidescrolling Stil würde ich so ein bisschen was von Jump n Run und Arno: so in so einer 16 Bit Retro Grafik, die tatsächlich extrem atmosphärisch ist und Arno: total ansprechend ist. Arno: Man spielt ein ich weiß gar nicht so richtig, was das ist. Arno: Ob das so ein so ein kleines Tierchen das dann im Prinzip durch einen dunklen Wald Arno: hüpft. Und dort muss man dann Rätsel lösen. Arno: Und dieser Wald, der ist wirklich sehr geheimnisvoll. Arno: Also er hat eine ganz merkwürdige, ja mythische Ausstrahlung, kann man schon fast Arno: sagen. Und man muss dann in diesem Wald Rätsel lösen, um dann jeweils weiter zu Arno: kommen und ja, so, dass das Geheimnis um den Wald ist. Arno: Zumindest mein Gefühl wird sich dann im Laufe der Zeit öffnen wie eine Blume, wie Arno: eine Knospe.
Eugen
00:49:52
Eugen: Ich habe die Überleitung erkannt, Arno. Eugen: Es ist sehr, sehr elegant. Eugen: Und ich, ich ich nehme sie gerne auf. Eugen: Der mythische Wald, der der leitet jetzt direkt über zu unserer Alltagserotik. Eugen: Darf ich da einfach anfangen oder möchtest du anfangen? Eugen: Also Wald war bei mir immer wieder Thema, auch im letzten im Horrorgame Politics Eugen: Project. Also der der gefährliche Wald war ein Darkwoods drinnen. Eugen: Das ist tatsächlich noch so ein Mythos. Eugen: Der gefährliche Wald, der einfach so tief anscheinend in unserer kulturellen DNA ist Eugen: seit dem Mittelalter und Mittelalter, dass er immer wieder noch auftaucht. Eugen: Aber es ist auch der romantische Wald. Eugen: Und zwar jetzt nicht der romantische Wald, wo man jetzt für ein Dating geht, sondern der Eugen: der Wald, der in der Kunstrichtung oder teilweise auch ideologischen Richtung der Eugen: Romantik, also 19. Eugen: Jahrhundert, eine ganz zentrale Rolle eingenommen hat und den ich auch schon immer Eugen: wieder ein bisschen am Schirm hatte. Eugen: Wobei ich mich da mehr auf die Ruinenästhetik in der Romantik konzentriert Eugen: habe. Also ich habe. Mir ist aufgefallen, dass sehr oft in gerade auch in Zombies Eugen: spielen Ruinen so inszeniert werden, wie eben Gemälde von Ruinen in Wäldern aus dem Eugen: 19. Jahrhundert. Also mit diesem Lichtspiel und dieser leichten Melancholie. Eugen: Und dann habe ich mich ein bisschen eingelesen in die Romantik und war dann sehr Eugen: fasziniert davon, dass das eine, also dass es da sehr viel um Ideologie ging. Eugen: Das war auch diese Erzählung vom, ähm, von der Ruine als stellvertretend für die Eugen: Hochphase der deutschen Kultur im Mittelalter, die jetzt eben durch die Eugen: Aufklärung zurückgegangen ist. Eugen: Und man muss sich wieder ein bisschen dieser Werte besinnen. Eugen: Also es hat dann auch also gerade dieses Narrativ, die Romantik war sehr viel Eugen: vielschichtiger, soweit ich das von außen sagen kann. Eugen: Aber dieses Narrativ ist dann ja übergegangen in Deutschnationalismus und auch Eugen: pervertiert bis im Nationalsozialismus geblieben. Eugen: Und ähnlich erging es dem deutschen Wald also also als Kraftort, um einen furchtbaren Eugen: Ausdruck zu nehmen, der aber noch immer wieder benutzt wird. Eugen: Eben nicht Kraftort für einzelne Menschen, sondern für eine ganze Kultur. Eugen: Und da gibt es auch Bücher, die ich jetzt aber noch nicht gelesen habe, die sich mit Eugen: dem deutschen Wald und der Romantik beschäftigen. Eugen: Ich habe auf jeden Fall noch lesen muss Du hast was gelesen? Eugen: Dann dann springen wir kurz an.
Arno
00:52:23
Arno: Du hast schon ziemlich viel gesagt. Arno: Ich habe. Ich habe nämlich kurz reingelesen in Corinna Jenals. Arno: Ich zitiere den Titel Das ist kein Wald, ihr Pappnasen zur sozialen Konstruktion von Wald Arno: von 2019 und ich liebe diesen Titel. Arno: Und da macht sie nämlich genau das. Arno: Also es geht ihr dabei vor allem darum, um eine Art Analyse, wie heute Wald sozial Arno: konstruiert wird. Arno: Aber dabei macht sie eben genau auch diesen historischen Rückgriff. Arno: Das fand ich ganz interessant. Arno: Hier geht es nicht darum, darum auch festzuhalten, dass es wirklich so eine Arno: wahnsinnig komplizierte Gemengelage aus verschiedenen Konstruktionen von Wald gibt, Arno: die zum einen natürlich die den Wald als wirtschaftliche Grundlage für bestimmte Arno: Gesellschaftsbereiche sieht, aber dann auch dieses nationale Denken, was du schon Arno: angesprochen hast, Also der Wald als als Seelenort heißt es, glaube ich, irgendwo in Arno: Ihrem Buch. Auch dieses, was man in den im 19. Arno: Jahrhundert sehr stark hat die Tacitus-Rezeption in Deutschland, bei der Arno: dann die Germanen auf heilige Art mit dem deutschen Wald verbunden sind. Arno: Sie sind zwar wild, aber sie sind auch eins mit dem Wald. Arno: Also dieses merkwürdige, gleichzeitig brachiale, aber gleichzeitig wahnsinnig Arno: naturverbundene, was ja auch sehr stark in der Romantik schon ja verbunden ist. Arno: Und im Mittelalter ganz interessant. Arno: Ich springe ja so ein bisschen in den Zeiten magst du Mittelalter, zitiere ich. Arno: Hier waren im Wald dann nur die Ausgestoßenen, die Irren, die Liebenden, Arno: Räuber, Eremiten, Heilige, die Leprakranken, Flüchtlinge, Außenseiter. Arno: Die Verfolgten. Die wilden Männer also. Arno: Zitat Ende. Also, es geht darum, dass Zivilisation im Ort, in der Stadt, im Dorf Arno: stattfindet. Aber im Wald ist diese Zivilisation eben nicht. Arno: Und diese Grundsituation der Wald als Grenze zwischen Zivilisation und Natur, Das ist Arno: eigentlich das, was sich durch alle Narrative in der Popkultur eigentlich bis Arno: heute zieht, wenn es um Wald geht. Arno: Was eigentlich total lächerlich ist, weil dieser Naturwald, wie wir ihn kennen, der Arno: macht ja eigentlich nur noch einen Bruchteil des Waldes aus, wie er in Deutschland, aber Arno: auch in Österreich besteht. Arno: Also ich habe mal geguckt, in Österreich gibt es immerhin 48 % des Landes sind mit Arno: Wald bedeckt. In Deutschland sind es ungefähr nur 30 % und davon eben nur ein Arno: ganz, ganz kleiner Teil. Arno: Da habe ich jetzt keine Prozentzahlen gefunden und mir sagen die Hektarangaben Arno: nichts. Gehören dazu, zu Urwäldern, zu Naturwäldern, wie man sie sich so in diesen Arno: Geschichten eben vorstellt.
Eugen
00:55:17
Eugen: Das ist definitiv hier auch so, das meiste ist Kulturwald.
Arno
00:55:21
Arno: Ja, genau. Und was ich noch angelesen hatte, war dann noch ein anderes Buch. Arno: Jetzt wollte ich gerade gucken auf den Titel, nämlich The Forest and the Ecogothic Arno: The Deep Dark Woods in the Popular imagination. Arno: Und da wird tatsächlich werden da drei, ja Hauptnarrative festgehalten. Arno: Im Horror zum Beispiel weil man von Wald spricht, nämlich. Arno: Das eine ist der Wald als lebendes Wesen, und das zweite ist der Wald als natürliches Arno: Habitat für Monster. Arno: Und drittens der Wald als gefährlicher Ort, um dort als Mensch zu leben oder um dort Arno: niederzusiedeln.
Eugen
00:56:02
Eugen: Genau. Also das sind ja so Urerzählungen, die und das ist ja auch eine lustige, eine Eugen: lustige Umkehr, dass der Wald jetzt etwas Verlockendes für uns wurde, weil ich erinnere Eugen: mich noch an einen meiner ersten Guide Readings an der Uni, wo ich dann auch an das Eugen: mir als Tutor begleitet habe mit Studentinnen. Eugen: Da ging es um Reiseberichte aus der frühen Neuzeit und alle, also sehr vieles, was wir Eugen: heute als schön wahrnehmen, also ein unberührter Wald, Wasserfälle, das Meer waren Eugen: damals überhaupt keine attraktiven Orte, weil das waren gefährliche Orte, das war Eugen: hässlich, das war grauslich, weil hier lauerte Gefahr, hier lauerte der Tod. Eugen: Und im Gegensatz dazu wunderschön fand man, sobald man in die Toskana gekommen ist und Eugen: ein Feld nach dem anderen kam, also die Kultur überhandgenommen hat. Eugen: Also da haben wir eine eine Rückwende, die halt jetzt auch diese Orte nachträglich Eugen: romantisiert. Und wie du auch gesagt hast, ist ja ein Kulturwald mittlerweile da. Eugen: Das ist ja nicht der gefährliche Urwald, wo weiß Gott was auf dich warten kann.
Arno
00:57:03
Arno: Ja, das passt auch ganz gut in unsere Zeit. Arno: Ich beschäftige mich ja auch viel mit Selbstoptimierung, Technisierung des Selbst Arno: usw solchen Geschichten. Arno: Und so wie ich das verstanden habe, ist auch der Wald mittlerweile eben auch ein Arno: Instrument von vielen in diesen Prozessen der Selbstoptimierung. Arno: Man geht in den Wald, um glücklich zu werden, um diese besondere Waldluft zu atmen, Arno: um dann noch effizienter in der Alltagswelt Arbeitswelt. Arno: Ja.
Eugen
00:57:31
Eugen: Das ist eine Waldbaden wird das genannt, auch Waldbaden. Eugen: Genau das ist, finde ich ja auch gut.
Arno
00:57:38
Arno: Funktioniert auch. Ja, ja, wenn es.
Eugen
00:57:39
Eugen: Dann wieder instrumentalisiert wird, damit wir noch besser Robotern können, dann ja. Eugen: Aber das Thema haben wir bei Spielen auch.
Arno
00:57:45
Arno: Aber ich finde es eben spannend, dass es diese Konstruktionen gibt. Arno: Und wenn man sich über diese Konstruktionen auch bewusst wird, wie vielschichtig Wald Arno: eigentlich ist als Ideenkonstrukt.
Eugen
00:57:56
Eugen: Und unsere Faszination halt ein bisschen hinterfragen. Eugen: Das heißt ja nicht, dass wir nicht mehr genießen können. Eugen: Ich liebe den Wald. Ich habe auch das große Glück, hier direkt neben dem Wald zu wohnen. Eugen: Und wenn ich 15 Minuten laufe, bin ich im Wald. Eugen: Keinem Urwald natürlich. Eugen: Neben der 2 Millionen Einwohner Stadt ist kein Urwald, aber der riesige Wienerwald Eugen: einer der größten zusammenhängende Wälder in Zentraleuropa. Eugen: Ich habe noch zwei Sachen, die ich sagen wollte zum Wald. Eugen: Also das eine ist der Ausgangspunkt diesmal war kein Computerspiel, sondern ich habe auch Eugen: angefangen, wieder mit großer Begeisterung Brettspiele zu spielen. Eugen: Mit einem Freund, mit Steven Neron, der da ein sehr dankbarer Brettspielpartner ist vor Eugen: Ort. Ähm, aber ich kann halt nicht aus mir raus. Eugen: Ich möchte auch dazu kurz Überlegungen anstellen. Eugen: Und jetzt habe ich Sagaland gespielt, weil ein Ziel von mir ist, alle Spiele des Jahres Eugen: gespielt zu haben. Weil ich mir auch denke, das ist auch eine super Quelle für Kultur und Eugen: aber auch Ideologie der Zeit, weil wir haben von 1979 bis jetzt jedes Jahr hat eine Jury Eugen: das Spiel des Jahres gewählt und es ist schon faszinierend, was da gewählt wurde. Eugen: Und 82 wurde es eben Sagaland, Dass viele, die so alt sind wie wir kennen. Eugen: Weil das ist so ein klassisches Ravensburger Spiel, das bei vielen zu Hause war. Eugen: Das war für mich auch so ein Sehnsuchtsort, das hatten wir selbst nie. Eugen: Meine Eltern waren nicht sehr affin, was Brettspiele angeht, aber ich habe es bei Eugen: Freunden gesehen und das hatte halt am Cover so ein wunderschönes, oder Ich fand es Eugen: wunderschön, so eine romantische Zeichnung von einem Wald und in der Mitte war so ein Eugen: Fachwerkdörfchen.
Arno
00:59:26
Arno: Also ich kenne es jetzt nicht. Arno: Kannst du mal ganz kurz erklären, worum es überhaupt geht?
Eugen
00:59:31
Eugen: Das Spiel ist dann eigentlich ein ähm, Ach, es ist gar nicht so weit weg von Mensch Eugen: ärgere dich nicht, weil man würfelt einfach um voranzukommen. Eugen: Aber es hat diesen kleinen Twist, dass man. Eugen: Immer wieder kommt man an einer Tanne vorbei. Eugen: Wenn man direkt auf einem Feld der Tanne landet, kann man sie umdrehen und sieht Eugen: darunter ein Bild aus einem Märchen. Eugen: Das muss man sich selbst merken, weil es liegt im Schloss, das es auch gibt. Eugen: So ein bisschen Neuschwanstein, ähm, immer ein Märchen auf und man muss dorthin als Eugen: erster dorthin kommen. Eugen: Und wenn man dann weiß, unter welcher Tanne das richtige, ähm Bildchen ist, dann kriegt Eugen: man diese Karte. Und ich glaube drei Karten hat hat gewonnen. Eugen: Also eine Mischung aus Fang den Hut und Memory also recht simpel, aber recht elegant Eugen: ist, finde ich auch noch immer. Vor allem mit Kindern macht es Spaß und ist kurzweilig Eugen: und ich finde es ist sehr gut balanciert. Eugen: Also das Spielmechanik funktioniert gut, die verwendet den Wald ja nicht sehr, muss ich Eugen: aber sagen dazu also da der ist wirklich da nur mehr Setting aber das halt sehr geschickt Eugen: gemacht aber Und was ich spannend finde ist, dass da halt dieses Bild aus den 80er Jahren, Eugen: das war das klassische das Gemälde vom Wald. Eugen: Dunkles Grün, sattes Grün, dann ein bisschen Felder und ein Dorf. Eugen: Also wirklich sehr, sehr einfach zu decodieren als romantisches Gemälde. Eugen: Und dann gab es eine Neuauflage in diesem Jahrtausend und da ist das alles weg. Eugen: Da sieht das jetzt aus wie eine, Das klingt ein bisschen böse, aber das ist das, was bei Eugen: mir erweckt. Es gab einige Zeit lang so billigere, produzierte Märchenbücher für Eugen: Kinder, die Irrsinnige glitzert haben und wo alles in so knallrosa und knall türkis, äh Eugen: lila. Also diese Farben waren da so dominant und das wurde jetzt reframt und so gemacht. Eugen: Und es ist auch gar kein Wald mehr drauf, sondern es sind halt, es ist ein kleiner Eugen: Sumpf drauf, noch ein Sumpf, ein Wasser, eine Brücke, ein Lebkuchenhäuschen. Eugen: Das Lebkuchenhäuschen gab es auch vor im Wald. Eugen: Oder war es versteckt? Da war es nicht so dominant und jetzt glitzert alles und ist Eugen: eigentlich also diese Attraktivität ist bitte.
Arno
01:01:28
Arno: Der ist jetzt kultiviert der Wald.
Eugen
01:01:30
Eugen: Naja ja, es ist kultiviert und er wirkt schon wie ein Wald mit Eugen: Aufmerksamkeitsdefizit. Weil es ist so wie in vielen Computerspielen. Eugen: Auf jeden Quadratzentimeter passiert urviel. Eugen: Also da hat man keine ruhige Fläche und da finde ich, geht halt, da merkt man den Eugen: Unterschied von einem Setting, einem ästhetischen, das ja sonst spielmechanisch Eugen: keine große Rolle spielt, weil das Spiel dadurch für mich nicht mehr funktioniert. Eugen: Also es ist, es ist jetzt runtergebrochen, es ist jetzt für mich funktioniert so, wie Eugen: wenn man das halt abstrakt auf einer Mondrian Fläche zum Beispiel gemacht hätte. Eugen: Eventuell würde das sogar besser funktionieren als diese diese picksüßen Eugen: Lebkuchenfantasie. Und das hat mich dazu angeregt, mich damit zu beschäftigen. Eugen: Warum hat mich der Wald so fasziniert? Eugen: Bin ich so ein bisschen durchgegangen und es war halt gutbürgerliches Haus aufgewachsen. Eugen: Da hängen überall Waldgemälde rum aus der Zeit, weil man das halt so hat. Eugen: Die habe ich auch sehr geliebt. Da habe ich immer so ein bisschen geträumt. Eugen: Und dann habe ich halt eine Hypothese aufgestellt. Eugen: Und das Interessante war, dass ich extrem viel Feedback bekommen habe, dass sehr viele Eugen: und die waren fast alle gleichaltrig genau das Gleiche empfunden haben. Eugen: Also auch da war immer dieses Cover. Eugen: Der Wald war ganz wichtig und das neue Cover hat total verstört.
Arno
01:02:41
Arno: Ach, ich habe mit dem Wald ganz andere Assoziationen. Arno: Das liegt aber auch daran, dass ich aus einer Landwirtschaft komme.
Eugen
01:02:48
Eugen: Bei dir hat der Wald eine Funktion abseits von Ich genieße meine Freizeit.
Arno
01:02:53
Arno: Jein. Aber ich war halt wirklich arbeitsmäßig dann zumindest oft dabei als Kind. Arno: Und man hat dann viel im Wald rumgehangen und hat auch so diese Gerüche, wenn man mit Arno: der Motorsäge da. Arno: Also habe ich nicht selber gemacht, sondern mein Vater. Arno: Die Bäume dann umgesägt hat oder sowas. Arno: Das hat glaube ich noch mal eine ganz andere Dimension oder eine anderen Zugang. Arno: Einfach der auch anders funktioniert?
Eugen
01:03:22
Eugen: Ja, definitiv. Also ich glaube, das funktioniert dann, wie du gesagt hast, ganz Eugen: anders. Sobald er eben noch eine Funktion erfüllt, ist er einfach, kann er nie so Eugen: reiner Sehnsuchtsort sein. Eugen: So wie halt für uns weiße, nicht weiße Strände in der Karibik Sehnsuchtsort sind. Eugen: Und wenn man dort vor Ort wohnt und dort arbeitet, geht es gar nicht im Tourismus, Eugen: sondern auch eine andere Funktion erfüllt. Eugen: Dann glaube ich, wird das alles ganz anders.
Arno
01:03:48
Arno: Also es gibt da schon so eine nostalgische Ebene mittlerweile, weil weil ich Arno: mittlerweile ja nicht mehr in der Landschaft Landwirtschaft lebe, sondern schon eher im Arno: urbanen Raum. Und wie das dann so ist mit Kindheitserinnerungen, das wird dann so, so Arno: ein bisschen verklärt und b auch eben so ein bisschen kontrastiert mit dem eigenen Leben. Arno: Was man mittlerweile hat und das hat, ist mittlerweile schon eher eine positive Arno: Erinnerung. Hätte ich jetzt damals nicht so gesagt, aber ja, gut, aber dieses Nutzdenken, Arno: das sehr wahrscheinlich auch was, was es ansonsten in Spielen eher die Hauptrolle Arno: spielt. Also wenn ich so an an irgendwelche City Builder denke, wo man dann Holz Arno: produzieren muss oder so. Arno: Also ich habe den Eindruck, dass dieses mythische Wesen Wald da eigentlich gar nicht Arno: so eine Rolle spielt, oder? Arno: Ah ja.
Eugen
01:04:44
Eugen: Also sobald wir bei diesen Aufbauspielen sind Wirtschaftssimulationen ja. Eugen: Jein. Ich habe trotzdem immer gerne. Eugen: Sobald ich Wälder pflanzen konnte, hatte ich dann immer, auch wenn sie nicht nützlich Eugen: waren, immer mehr schönen Wald irgendwo hingepflanzt. Eugen: Aus ästhetischen Gründen. Eugen: Und ein Beispiel, das mir noch einfällt. Eugen: Ein Spiel, das ich sonst selten lobe, weil ich sehr vieles daran sehr problematisch Eugen: finde, nämlich Kingdom Come Deliverance, der laut eigener Angabe Was, was ist noch mal das Eugen: einzige authentische Spiel über das übers Mittelalter?
Arno
01:05:18
Arno: Er hat das Wort gesagt.
Eugen
01:05:19
Eugen: Ja, Ja. Einmal pro pro Folge. Eugen: Aber was super funktioniert, das finde ich am Waldspaziergang, weil das ist die Gegend Eugen: zieht noch dazu genauso aus wie das Waldviertel in Niederösterreich, das ich Eugen: recht gut kenne. Und das ist herrlich. Eugen: Also das habe ich geliebt in dem Spiel einfach im Wald spazieren zu gehen, weil dann Eugen: haben Sie auch sehr liebevoll und sehr schön inszeniert. Eugen: Ja, sobald ich was machen musste im Wald, hat es nicht mehr funktioniert. Eugen: Also irgendwann war. Da habe ich irgendeinen lächerlich blöden Adeligen begleitet auf der Eugen: Jagd. Der ist von Anfang an auf die Nerven gegangen und da musste ich einen Hasen jagen. Eugen: Also da wollte mich das Spiel halt zwingen, auf einen Hasen zu schießen, Dachte ich mir. Eugen: Okay, und danke realistischer Spielmechanik. Eugen: Aber es ist gut gemacht hat. Eugen: Es ist halt sehr realistisch umgesetzt, wie es aussähe, wenn Dr. Eugen: Eugen Pfister mit einem Bogen versucht, einen Hasen zu schießen, der 10 Meter weg Eugen: ist. Wir hatten am Ende einen Hasen, der völlig unbekümmert irgendwo in einer Lichtung Eugen: saß, und rund um ihn herum lagen 20 Pfeile, weil ich. Eugen: Ich glaube, kein einziger-
Arno
01:06:16
Arno: Der Hase ist aber nicht weggelaufen.
Eugen
01:06:18
Eugen: Nein, der Hase, der wusste halt, worauf er sich da einlässt. Eugen: Er wollte sich spüren.
Arno
01:06:24
Arno: Ja, aber so ein Spiel habe ich auch. Arno: Natürlich bei mir. Arno: Wie sollte es anders sein. Arno: Red Dead Redemption II, das hat auch wunderschöne Wälder hat auch diese Arno: Sumpfwälder und wie das Licht dann damit spielt und das ist so in diesen ganzen Arno: Spielen kommt glaube ich dieses diese Erhabenheit der Natur, die ja auch ein Arno: eigener Mythos ist, kommt da auch wahnsinnig gut durch. Arno: Also wo man wirklich gerne langsam und genießend die Waldspaziergänge gemacht und Arno: das Waldbaden, das du schon erwähnt hast, nur eben virtuell.
Eugen
01:07:01
Eugen: Ja, also wenn man den Rest des Spieles ignoriert, kann ich ging dann kam Deliverance Eugen: fürs Waldbaden empfehlen und ich würde vorschlagen, dass wir es versuchen jetzt da Eugen: elegant zu beenden. Eugen: Hast du eine gute Idee dafür?
Arno
01:07:13
Arno: Niemals. Aber es war wie immer eine Freude.
Eugen
01:07:17
Eugen: Leute, es war eine große Freude. Eugen: Es macht. Es macht wirklich, wirklich große Freude, mit dir da zu reden und nochmal Eugen: nachzudenken.
Arno
01:07:23
Arno: Unbedingt. Und wir sprechen uns. Arno: Abgesehen natürlich, dass wir uns sowieso dauernd sprechen, dann in einem Monat wieder Arno: oder.
Eugen
01:07:31
Eugen: So machen wir das. Das wäre dann der September September.
Arno
01:07:35
Arno: Genau. Und ihr findet wie immer alle interessanten Sachen in den Shownotes und Arno: lasst uns gerne eure Kommentare, aber vielleicht auch Themenwünsche oder worüber Arno: wir sonst noch sprechen könnten, da. Arno: Wir sind für alles offen und freuen uns auf euren Input und ich hoffe, ihr habt noch Arno: einen schönen Sommer. Macht's gut, ihr Lieben. Arno: Tschüss.